Hans Truchsess von Diessenhofen - Zunft zum Grimmen Löwen, Diessenhofen

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Hans Truchsess von Diessenhofen

Prom. Zünfter

Genannt Hans Molli (1397-1434) Gründer der Zunft zum Grimmen Löwen
Mit dem mächtigen Truchsess Molli, Vertrauter der Herzoge von Österreich, war nicht gut Kirschen essen. Vermutlich eher im im Zorn als des vorgegebenen Platzmangels wegen, verliess der grimme Recke 1418 die Herrenstuben im Rehbock "mit 27 wolansehnlichen  Freyherren, Ritterstandts, vom Adel,  Schildt- und Helmssgenossen, thailss auch allhie gewessne Burgern, thailss in der NachParschaft alss vermelten Orths  Zünftigen"  und liess eine neue  "ansehnliche Stuben oder Zunfft allie erbauwen, die zum Grimmen Löwen gehaissen worden".

Nach allem, was die Akten über das streitsüchtige Wesen dieses Mannes aussagen, ist zu vermuten, dass der in der Urkunde erwähnte Raummangel auf der Herrenstube weniger die Ursache zu seinem Austritt aus der Herrenzunft und zur Gründung der "Zunft zum Grimmen Löwen" war als vielmehr dieser streitsüchtige Charakter Mollis, dem vielleicht auch der Name "Zum Grimmen Löwen" zu verdanken ist. Die Sage  berichtet, Molli habe in seiner unbeherrschten Art einmal den Stubenknecht die Treppe  hinuntergeschmissen. Ein andermal, so berichtet Doktor Rudolf Wegeli in seiner "Geschichte der Truchsessen von Diessenhofen" habe er in Begleitung seines Vetters, Truchsess Heinrich, einen Abendspaziergang jenseits des Rheins unternommen. Um neun Uhr habe der Brückenwart Jos Geysslin pflichtgemäss das grosse Tor geschlossen, das kleine Törchen aber offen gelassen. Als nun die Herren vom Spaziergang zurückgekommen seien und der Wächter sie ans kleine Törchen verwies, sei Molli in solche Wut geraten, dass er den Brückenwart mit Schlägen traktiert und ihm die Kappe vom Kopf geschlagen habe. Sein Begleiter habe ihn von Schlimmerem abhalten müssen.

Die Truchsessen von Diessenhofen
Ritteradel des 13.-15. Jh. von D. im Thurgau, Zweig der Herren von Hettlingen. Stammsitz war der Unterhof in Diessenhofen mit der dazugehörigen Vogtei Diessenhofen, Grabstätte die Kirche daselbst. Der erste Vertreter Heinrich (belegt 1241-90), Sohn Heinrichs von Hettlingen, sass ab 1247 als Truchsess der Grafen von Kyburg in Diessenhofen. Seine Beziehungen zum Kloster Salem (Baden, D) und andere Indizien weisen auf eine Heirat in den Hegauer Adel hin. Nach dem Aussterben der Kyburger 1264 nahmen die Habsburger als deren Erben die Familie in ihren Dienst. Diese entwickelte sich im 1. Drittel des 14. Jh. zu einer der Hauptstützen habsburgischer Politik in der Region. Heinrichs Sohn Johannes (belegt ab 1289/94, gestorben 1342), Gatte Elisabeths von Reinach (gestorben 1303) und Katharinas, wahrscheinlich von Bonstetten, sowie Vater von Heinrich , bewegte sich im engsten Umkreis der Herzöge von Österreich, wurde 1318 Hofmeister König Friedrichs des Schönen und leitete in dieser Stellung verschiedene diplomatische Missionen. Auch ökonomisch war die Familie in dieser Zeit erfolgreich. Sie erhielt als österreichisches Lehen Güter im süddeutschen Raum, in Gailingen und in Neuhausen am Rheinfall, die Vogtei in Trüllikon, als bedeutende Pfandschaften 1330 die Stadt und Feste Aach (Baden, D) und die Burg Herblingen. Das Erbe von Johannes teilten sich 1342 seine Söhne Ulrich und Johannes. Unter ökonomischen Druck begannen die Enkel des Letztgenannten, Hans Molli (1397-1434) und Hans Bitterli (1392-1439), um 1420 mit der Liquidation des Besitzes. Um 1460 verpfändete Hans Bitterlis Sohn Hans Heinrich schliesslich den Unterhof und die Vogtei Diessenhofen. Letztmals belegt ist die Familie 1495.

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