Diessenhofer Zünfte - Zunft zum Grimmen Löwen, Diessenhofen

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Diessenhofer Zünfte

Zunftgeschichte

Die Diessenhofer "Zünfte" im Mittelalter noch Trink- und Herrenstuben bildeten über Jahrhunderte die fast einzige und auf jeden Fall die wichtigste Organisationsform der städtischen Gesellschaft. Eine ähnlich alle Altersklassen umfassende Vereinsbildung lässt sich höchstens noch den Schützengesellschaften zubilligen. Man kann davon ausgehen, dass von etwa 1480 bis 1798 die gesamte einigermassen reputierliche Diessenhofer Einwohnerschaft einer der beiden Zünfte Trinkstuben angehörte, die Frauen allerdings nur als Anhängsel, die durch Brosamen von der Herren Tisch in Form eines Bhaltis hin und wieder an der Zunft partizipierten.

Das Bild "Mittelalterliche Trinkstube im Haus zur Zinne Diessenhofen"  von Carl Roesch. Er hat Die mittelalterliche Freske, in einer
vortrefflichen Zeichnung in ihrer alten Form festgehalten. Es hängt in unserem Zunftlokal Restaurant Schupfen in Diessenhofen.


Bei der Stadtgründung und auch zu Beginn der Habsburger Herrschaft war eine Zunftbildung ausdrücklich verboten. Solchen Bürgerorganisationen trauten die Stadtherren nicht über den Weg. In Zürich hatten die Zünfte bald die Herrschaft an sich gerissen. Es ist symptomatisch, dass sich schliesslich nur Herrenzünfte bilden durften. Der Gefolgstreue ihres Subalternadels waren sich die Grafen ja sicher. Dass die Zünfte dann rasch verbürgerlichten, entsprach nicht den Absichten, wohl aber dem Trend. Die beiden Herrenzünfte konnten nicht nur der Gründungsabsichten wegen keine Handwerkerzünfte werden. Diessenhofen war schlicht zu klein für weitergehende Differenzierungen. So entwickelten sich die Zünfte eher zu Geschlechtergruppierungen. Die Fischli waren bei der Herrenstuben g'nössig, die Aepli bei den Leuen. Nicht ausser Acht lassen darf man bei der Betrachtung der mittelalterlichen Gesellschaft die gewaltige Macht der Kirche(n). Hier konnten sich die Frauen weniger eingeschränkt beteiligen. Weitgehend durch religiöse Regeln geprägt wickelte sich das Leben ab. Aus Hinweisen kann man schliessen, dass religiös beeinflusste Bruderschaften teils fast eher die Rolle von Handwerkszünften übernommen hatten als die beiden Zünfte. Doch diese Organisationsformen blieben ihrem vertraulich - geheimbündnerischen Charakter wegen im Dunkel, hinterliessen sozusagen keine schriftlichen Zeugen. Wir wissen also wenig darüber, wie wichtig die Bruderschaften bei der gesellschaftlichen Strukturierung waren. Es wird Perioden mit grossem Einfluss der Bruderschaften gegeben haben. Diessenhofen um 1400, ein Eckpfeiler österreichischer Herrschaft mit einer Zunft? Die als Sammelbecken bürgerlichen Selbstbewusstseins wirkenden Zünfte von Zürich und Schaffhausen wünschte der Herzogliche Hof zu Wien doch zum Teufel! Und doch gab es unter den Österreichern - wohl seit der Stadtgründung 1178 - in Diessenhofen die uralte "Zunft" Trinkstube zur Herrenstuben. Ihr gehörten aber kaum Handwerker an. Die Adligen der ganzen Region waren Mitglieder. Vom gemeinen Volk wurden höchstens in Amt und Würden Stehende und reiche Bürger aufgenommen.

Der streitsüchtige Grimme Leu

Mit dem mächtigen Truchsess Molli, Vertrauter der Herzoge von Österreich, war nicht gut Kirschen essen. Vermutlich eher im Zorn als des vorgegebenen Platzmangels wegen, verliess der grimme Recken 1418 die Herrenstuben " mit 27 wolansehnlichen Freyherren, Ritterstandts, vom Adel, Schildt- und Helmssgenossen, thailss auch allhie gewessne Burgern, thailss in der NachParschaft alss vermelten Orths Zünftigen" und liess eine neue "ansehnliche Stuben oder Zunfft allie erbauwen, die zum Grimmen Löwen gehaissen worden". Der schwarzen Kochkessel des Truchsessenwappens eignete sich als Zunftwappen nicht so gut. Zum Emblem wurden die Kyburger Löwen gewählt. Papst Julius II. krönte 1506 die Löwen des Stadtwappens als Dank für geleistete Dienste. Nun tragen auch die Zunftleuen stolz ein Krönlein.

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